„Nem oda korcsolyázunk, ahol a korong van,
hanem oda, ahova majd érkezik.”

Das Jahr des Wahnsinns

2023. jan. 30.
Gabor Stier

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Die Leistungen des ukrainischen Präsidenten werden von der westlichen Welt gepriesen, während sein Land in Trümmern liegt. Das gilt auch für die Wettbewerbsfähigkeit eines Europas, das sich selbst ins Bein schießt. In der Zwischenzeit wird Europa sowjetisiert, die Zensur eingeführt und alles Russische verboten. Die Unterstützer der Ukraine nehmen stillschweigend hin, dass sie täglich von den Machthabern in Kiew gedemütigt werden. Es ist ihnen egal, dass sich die Slawen gegenseitig umbringen. Nach Covid-19 dachten wir, dass es nicht mehr schlimmer werden kann, und dann kommt der Krieg, und nicht nur die Sicherheit, sondern auch die Rationalität ist aus unserem Universum verschwunden. Die Welt wurde auf den Kopf gestellt. Das ist wohl kaum das, was Wladimir Putin am 24. Februar auf uns loslassen wollte, es bedeutet jedoch nicht, dass wir ihm dafür danken können. Jetzt kann er sich mit uns anderen den Kopf darüber zerbrechen, wie wir aus diesem Schlamassel herauskommen. Doch keine Sorge, beruhigen wir uns, denn Volodymyr Zelensky, der in seinem grünen T-Shirt heldenhaft die westliche Demokratie und Zivilisation verteidigt, wurde zum Mann des Jahres gewählt. Entschuldigung, hier habe ich den Faden verloren – vielleicht ist dies nur ein weiteres Zeichen des aktuellen Durcheinanders?

„Es scheint, dass in diesem Teil der Welt niemand nachdenkt. Stattdessen wird Volodymyr Zelensky von Newsweek zum Mann des Jahres und von Politico zum einflussreichsten europäischen Politiker ernannt. Wo sind die echten Staatsmänner geblieben, und was ist das für eine Welt, in der Mainstream-Medien immer schamlosere Forderungen des ukrainischen Präsidenten als „Einfluss“ interpretieren?"

„Es scheint, dass in diesem Teil der Welt niemand nachdenkt. Stattdessen wird Volodymyr Zelensky von Newsweek zum Mann des Jahres und von Politico zum einflussreichsten europäischen Politiker ernannt. Wo sind die echten Staatsmänner geblieben, und was ist das für eine Welt, in der Mainstream-Medien immer schamlosere Forderungen des ukrainischen Präsidenten als „Einfluss“ interpretieren?”
Photo: EUROPRESS/Mandel NGAN/AFP

In diesem Jahr feierten die ukrainischen Orthodoxen Weihnachten am 25. Dezember statt wie üblich am 7. Januar nach dem Julianischen Kalender. Sie beschlossen ihre Abspaltung von der russisch-orthodoxen Kirche bereits auf ihrer Synode im Oktober, um sich von Russland zu distanzieren und sich der westlichen Welt anzunähern. Ich würde sagen, dass ich diese Entscheidung auf Grund der russischen Invasion am 24. Februar verstünde, aber ich will nicht lügen. Ich verstehe es genauso wenig wie die Entfernung der Statue von Katharina II. in Odessa, das Verbot russischer Literatur und Musik und all den anderen Wahnsinn.

„Das ist nämlich genauso ein aggressiver Schritt, wie ein Angriff auf ein Land. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass es die Invasion der Ukraine war, die den Geist aus der Flasche ließ. Und bevor jemand aufschreit, möchte ich klarstellen, dass auch einem Opfer nicht alles erlaubt sein sollte”

Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass ein ukrainischer orthodoxer Gläubiger nicht dadurch zum Demokraten wird, wenn er Weihnachten nicht zur gleichen Zeit, wie die Russen feiert. Das gilt für einen Bürger oder gar ein ganzes Land. Die Ukraine behauptet nun gern, die letzte Bastion der Demokratie zu sein und die gesamte westliche Kultur gegen die wilden Horden aus dem Osten zu verteidigen. In einem Freilichtmuseum in der Nähe von Lemberg stehen neben der Weihnachtskrippe und den üblichen biblischen Figuren eine Statue der drei Huzulen, Joe Biden und Stepan Bandera nebeneinander. Die Veranstalter und die lokalen Behörden argumentieren, dass diese „nationale und regionale Elemente“ sie von anderen unterscheiden würden.

„Das ist es, was westliche Politiker nicht verstehen wollen!”

Ein Land wird nicht dadurch zu einer Demokratie, dass es dies hundertmal sagt oder dass seine Verbündeten seine Anstrengungen aus dem einen oder anderen Grund als Kampf zwischen Demokratien und Diktaturen darstellen. Ein kleiner Schritt Richtung Demokratie wäre zum Beispiel, wenn es auf Neonazi Symbole verzichten würde! Oder wenn es keine Oppositionsparteien und kritische Fernsehsender verbietet, die Kultur seiner Ethnien nicht verteufelt und die Identität der nicht-ukrainischen Muttersprachler respektiert. Dass Zelensky nichts mit einem Demokraten zu tun hat, zeigt sich auch deutlich an der Art und Weise, wie er seine politischen Rivalen behandelt. In diesem Sinne gleicht die Ukraine heute eher Russland als westlichen Demokratien.

Aber wovon spreche ich, wenn die scheidende Präsidentin des Kongresses der Vereinigten Staaten – die sich selbst zum Hüter der Demokratie erklärten und im Namen der Demokratie etliche Angriffskriege geführt haben – die Ukraine als Bollwerk der Demokratie gegen Diktaturen bezeichnet? Dieselbe Nancy Pelosi, die Zelensky empfahl, seinen Namen in „Taras“ zu ändern, damit andere Volodymyr nicht mit dem russischen Präsidenten verwechselten. Die US-Politikerin hätte den ukrainischen Staatschef auch auffordern können, sich einer Geschlechtsumwandlung zu unterziehen, damit er ein richtiger gendergerechter Demokrat wird.

„Apropos Kämpfer für die Demokratie: Kann mir jemand sagen, wie es ist, im US-Kongress und im Europäischen Parlament den ukrainischen Nazi-Gruß zu wiederholen? Was wird man sagen, wenn die europäischen Rechtsextremen das Gleiche tun?”

Wir wissen, dass die Welt verrückt geworden ist, aber wir sollten nicht zulassen, dass dieser Wahnsinn unangefochten bleibt. Auch wenn es Zelensky beim letzten Mal gelungen ist, seine Unterstützer im US-Kongress zu demütigen. Der ukrainische Präsident schwärmte von “Partnerschaft” und “Investitionen” und forderte in gebrochenem Englisch, dass Washington ihm mehr Geld und Waffen gibt. Auch in den USA sind diese Forderungen nicht überall auf Verständnis gestoßen! Wie das konservative Magazin American Greatness schreibt, könnte eine korrupte und kollabierende Ukraine keine Woche ohne amerikanisch Unterstützung überleben Auf der anderen Seite würde es aber die NATO in einen großen Krieg hineinziehen. Die Zeitschrift stellt dann treffend fest, dass dieser Pseudo-Churchill in seinem grünen zur Eigenmarke gewordenen T-Shirt stets als strenger und heldenhafter Kriegsführer auftrete. Er trägt nicht einmal zuliebe des US-Präsidenten und der Kongressabgeordneten einen Anzug. Aber warum sollte er das tun? Als Schauspieler spielt er nur seine Rolle, und das ist seine Leistung. Seine Produzenten und Investoren haben sich schließlich versammelt, um ihn zu hören. In der Zwischenzeit sind sie so in das Stück vertieft, dass sie nicht einmal mehr wissen, wer hier wen bedient. Dies zeigte sich daran, wie Nancy Pelosi und Kamala Harris am Schluss von Zelenskys Rede demütig die ukrainische Flagge entrollten.

Dies ist besonders lächerlich nach dem Trubel um die “ausländische Einmischung” in die Wahlen im Jahre 2016. Auch wenn die Show, die Applaus und die Tränen lediglich schmutzige geopolitische und wirtschaftliche Interessen verbergen. Amerika hat eigentlich nichts gegen den aktuellen Krieg und es ist kein Zufall, dass die USA die Ukraine in einen riesigen Militärstützpunkt verwandelt haben, wo sie versuchen, Russland zu schwächen. Europa wird durch den Krieg ebenfalls geschwächt. Brauchen wir mehr? Eurasien soll kontrollierbar werden! Zelensky soll seine Spielchen spielen und die Welt dazu applaudieren! Der wahre Grund der Sache bleibt im Verborgenen.

„Wo stehen wir jetzt? Erteilt der Begünstigte seinem Mäzen Befehle? Ist die ganze Welt lediglich ein großes Theater? Oder hat sich wirklich alles auf den Kopf gestellt? – Ein bisschen von allem”

In dieser, teilweise künstlich geschaffenen moralischen Blase will die enthusiastisch schwächelnde Europäische Union nicht einsehen, dass die Ukraine unabhängig vom Ausgang des Krieges für Europa eine ernsthafte und gefährliche Herausforderung darstellen wird. Bis an die Zähne bewaffnet wird sie aggressiv ihre Rechte einfordern, die ihr zustehen, und zwar mit einer, mit Frustration gemischter Zuversicht, da sie ja für die Verteidigung der westlichen Zivilisation gekämpft hat.

Hinter diesen Forderungen wird kaum ein richtiger Staat stehen – sie werden vielmehr von einer losen Truppe freien Abenteurern geäußert, die in Europa ohne Visumzwang unterwegs sein werden – vielleicht sogar als Mitglied der Europäischen Union. Daran denkt im Moment niemand!

Seien Sie nicht ungläubig, lesen Sie die Äußerungen von Dmitro Kuleba oder Volodymyr Zelensky aufmerksam. Der Außenminister spricht davon, Europa nach dem Bild der Ukraine zu formen, und der Präsident erklärte kürzlich gegenüber Politico, dass die Ukraine auch nach dem Krieg das einflussreichste Land in Europa sein wird.

„Aber es scheint, dass in diesem Teil der Welt niemand nachdenkt. Stattdessen wurde Volodymyr Zelensky von Newsweek zum Mann des Jahres und von Politico zum einflussreichsten europäischen Politiker ernannt. Wo sind die Staatsmänner geblieben, und was ist das für eine Welt, in der der Mainstream „Einfluss“ mit aggressivem Fordern gleichsetzt?”

Doch Zelensky spielt nicht Mal die ihm zugewiesene Rolle besonders gut. Er prahlt oft und viel. Aber das kann er auch tun, weil es den Produzenten und dem Publikum gefällt. Manchmal ertönt ein Pfiff hie und da. Aber wo war der gesunde Menschenverstand, als der Mann des Jahres und Europas einflussreichster Politiker ein Fünftel seines Landes verlor? Sein Land liegt in Trümmern, etwa 100.000 Soldaten und 20.000 Zivilisten sind tot, und der Staat würde ohne die 5-9 Milliarden Euro pro Monat an westlicher Hilfe sofort zusammenbrechen. Die Ukraine existiert noch, aber selbst diejenigen, die an den Präsidenten zweifelhafte Titel vergeben, geben zu, dass dies ausschließlich auf die westliche Hilfe zurückzuführen ist.

Wenn wir all dies berücksichtigen, ist es klar, dass die Ukraine unabhängig vom Ausgang des Krieges bereits verloren hat. Wenn man dann noch die Tatsache hinzunimmt, dass sie nach Ansicht vernünftiger Militärexperten nicht gewinnen kann – es kommt natürlich darauf an, was man unter einem Sieg versteht, – dann kann man nur zu dem Schluss kommen, dass sich Europa in einem Zustand des Wahnsinns befindet, die Welt ist irrational geworden. In dieser Welt ist alles möglich. Es ist sogar möglich, dass Volodymyr Zelensky der Mann des Jahres und der einflussreichste europäische Politiker ist.

(Übersetzung: Sándor Nagy)

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Gabor Stier
Geboren 1961, ist ein ungarischer außenpolitischer Journalist, Analyst und Publizist. Er ist Fachjournalist für Außenpolitik bei der ungarischen Wochenzeitschrift Demokrata sowie Gründungschefredakteur von #moszkvater, einem Internet-Portal über die slawischen Völker, insbesondere die Länder der ehemaligen Sowjetunion. Davor war er 28 Jahre lang bis zu ihrer Auflösung bei der konservativen Tageszeitung Magyar Nemzet tätig, von 2000 bis 2017 als Leiter des außenpolitischen Ressorts. Er war der letzte Moskau-Korrespondent der Zeitung. Sein Interesse gilt dem postsowjetischen Raum und dessen aktuellen geopolitischen Entwicklungen. Stier schreibt regelmäßig für außenpolitische Fachzeitschriften und seine Beiträge und Interviews erscheinen regelmäßig in der mittel- und osteuropäischen Presse. Er ist Autor des Buches „Das Putin-Rätsel“ (2000) und seit 2009 ständiges Mitglied des Waldai-Klubs.

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